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Interview

Interview mit Fritz Meinecke

Gemeinsam mit Wigald Boning entdeckt er „Lost Places“ in Deutschland und sogar Tschernobyl

'Wigald & Fritz - Die Geschichtenjaeger' Shooting By German TV Channel HISTORY Abenteurer, YouTube-Star, Urban Explorer und Medienproduzent: Fritz Meinecke hat sich alles andere als langweilige Berufe ausgesucht. „Fritz wer?“, werden sich jetzt vielleicht einige fragen. Bei YouTube ist der 27-jährige Berliner dank seines eigenen Channels „End of the Comfort Zone“ schon längst ein Star. Mit 33.000 Followern hat er dort eine riesige und ständig wachsende Fan-Gemeinde, die ihn bei seinen abenteuerlichen Touren um den rund um den Globus begleitet: Kein Berg ist ihm zu hoch, kein See zu kalt, Auch dem TV-Publikum dürfte der Mann, bei dem Adrenalin in den Adern fliesst, bald ein Begriff sein. Fritz ist neben Wigald Boning Protagonist des neuen Doku-Formats „Wigald & Fritz – Die Geschichtsjäger“ des Senders History (zu sehen ab dem 13. November immer sonntags um 21.55 Uhr). Darin entdecken die beiden zahlreiche „Lost Places“: Historische Orte, die in Vergessenheit geraten sind und durch die beiden aus dem Dornröschenschlaf erweckt werden. So besuchen sie – ausgerüstet mit Landkarte, Kamera, Rucksack und einer gehörigen Portion Neugier – beispielsweise Hitlers Raketenschmiede in Peenemünde, Erich Honneckers verlassenes Jagdhaus in der Schorfheide sowie die ehemalige Stasi-Haftanstalt Berlin Hohenschönhausen. Selbst vor der Todeszone in Tschernobyl machte das abenteuerlustige Duo nicht Halt. Wir haben Fritz aus diesem Anlass zum Interview getroffen und mit ihm über sein spannendes Leben, seine abenteuerlichen Touren, seine Freundschaft zu Wigald Boning und auch  über seine Traumfrau gesprochen.

Wie kam es dazu, dass Sie gemeinsam mit Wigald Boning für History zahlreiche „Lost Places“ entdecken?
FM: Ich fand die Kombination aus Abenteuer und geschichtlichem Hintergrund sehr spannend. Die Produktionsfirma hatte mir eine e-Mail geschickt, ob ich Interesse an dem Projekt hätte. Eine Woche später war ich bereits in München bei der Pressekonferenz. Es ging alles ziemlich schnell.

Gab es einen Ort, der Sie besonders gereizt hat? Bei Wigald Boning war es Tschernobyl….
FM: Zu dem Zeitpunkt, wo ich zugesagt habe, standen die einzelnen Orte noch nicht fest. Dieser Aspekt war mir aber auch nicht so wichtig, da ich privat schon sehr viele spannende Orte gesehen habe. Für mich war das Reizvolle die Zusammenarbeit mit Wigald Boning und auch das Medium Fernsehen, denn das ist etwas völlig anderes als YouTube. Ich wusste, dass ich hier sicherlich noch einiges lernen kann.

Sie sind Abenteurer und You-Tube Star – beides nicht unbedingt klassische Berufe. Wie kamen Sie dazu?
FM: Das kam natürlich nicht von heute auf morgen. Das mit dem You Tube-Channel war etwas, was ich mir über einen längeren Zeitraum aufgebaut habe. Und auch die Community, die dahinter steht. Wie fing es an? Ich habe irgendwann damit begonnen, meine Abenteuer, also meine Outdoor-Aktivitäten, mit Fotos zu dokumentieren. Ich fand es sehr spannend, als ich das bei anderen gesehen habe. Es fing mit einer Facebook-Seite an, wo ich meine Reiseberichte veröffentlicht habe. Dann kam irgendwann der Gedanke, dass da noch mehr geht, nämlich auch bewegte Bilder zu machen. Vor zwei Jahren habe ich dann erstmals eine meiner Touren aufgenommen. Das kam gut an: Das Interesse war groß und ich hatte auch sehr viel Spaß daran. Ich haben mich bemüht, die Qualität nach und nach zu verbessern, denn das Auge isst ja quasi mit (lacht). Mein Ziel ist es, die Zuschauer in eine andere, fremde Welt zu ziehen, so dass sie den eigenen Alltag ausblenden können. Ich möchte sie dazu motivieren, selbst Abenteuer zu erleben und die Komfortzone zu verlassen. Ich habe aktuell 33.000 You Tube-Follower und bislang insgesamt 3,6 Millionen Video-Aufrufe.

So viel zum You Tube-Star. Wie kam es aber zum Abenteurer? Was haben Sie davor gemacht?
FM: Ich habe eigentlich eine Ausbildung zum Bankkaufmann gemacht und zunächst auch als solcher gearbeitet. Irgendwann kam ich aber zu dem Punkt wo ich mir gesagt habe: Das ist zwar etwas Grundsolides und Wirtschaftliches, aber nichts was ich bis zu meiner Rente tun möchte. Ich bin erst einmal freiwillig 15 Monate lang zur Bundeswehr. Dort habe ich quasi meine Drill-Erfahrung gesammelt (lacht). Danach habe ich in Berlin ein Studium als 3D-Grafiker für die Entwicklung von Computerspiele gemacht und war auch in diesem Beruf tätig. Zu dieser Zeit habe ich damit begonnen, meinen You-Tube Channel aufzubauen. Irgendwann dachte ich mir: Wie cool wäre es, auf die Frage nach dem Beruf antworten zu können: „Ich bin Abenteurer“.  Also mein Hobby zum Beruf zu machen. Und das habe ich getan. Mein Job ist es, Abenteuer zu erleben. Zu 80 Prozent bin ich aber auch in meinem Home-Office, das gehört ebenfalls dazu. Aber zu 20 Prozent besteht mein Leben aus Abenteuern.

'Wigald & Fritz - Die Geschichtsjaeger' Shooting By German TV Channel HISTORY Welche war das abenteuerlichste Erlebnis mit Wigald Boning?
FM: Die Situation, die besonders bei mir hängengeblieben ist, war eine in Tschernobyl, als ich die Radarstation Duga 3 hochkletterte. Im Fernsehen sieht man Drohnenaufnahmen und auch das unglaubliche Ausmaß. Das haben wir zunächst aber nicht gesehen. Am dritten Tag hatte ich von unserem Guide die Erlaubnis bekommen, die Duga 3 hochzuklettern. ich habe dann aus der Drohen-Perspektive das Ausmaß dieser gigantischen Sperrzone gesehen und erst einmal realisiert, wie riesig das ist. Das war ein sehr prägender Moment.

Hatten Sie keine Bedenken nach Tschernobyl zu fahren?
FM: Doch, Bei mir waren – im Gegensatz zu Wigald Boning – durchaus gleich zu Beginn Bedenken da. Ich hatte bei der Anfrage erst einmal einen dicken Kloß im Hals. Tschernobyl ist ein Ort, der für mich nie zur Debatte stand und wo ich privat niemals hingefahren wäre. Ich habe um ein paar Tage Bedenkzeit gebeten. Ich habe mir viele Gedanken gemacht und mit Leuten gesprochen, die schon dort waren. Nachdem aber die e-Mail vom Strahlenschutz kam und man sagte, man könnte dort hinfahren wenn man einige Dinge beachte – Wege nicht verlassen, festes Schuhwerk und so weiter – habe ich zugesagt  Aber ich hatte in der Zone dauerhaft ein sehr mulmiges Gefühl. Es lässt sich schwer in Worte fassen.

War das Ihre bislang schwerste Reise?
FM: Das kann man so nicht sagen. Ich habe zum Beispiel im August eine Alpenüberquerung gemacht: Ich bin innerhalb von 23 Tagen zu Fuß von München nach Venedig gelaufen, eine Strecke von 550 km. Das war ein ganz anderes Abenteuer. Eine völlig andere Grenzerfahrung, die man mit Tschernobyl nicht vergleichen kann.

Auf den ersten Blick sind Sie und Wigald Boning zwei grundverschiedene Typen. Wie haben Sie sich verstanden? War das „Liebe auf den ersten Blick“?
FM: Es war von der ersten Sekunde an total easy, so als würde man sich schon länger kennen. Wigald ist offen, nett und total locker. Genauso wie er sich vor der Kamera präsentiert, so ist er auch dahinter. Er hat letztes Jahr 200 Tage im Freien übernachtet. Insofern hatten wir sofort eine gemeinsame Basis und auch Gesprächsstoff: Welche Ausrüstung, welches Zelt….? Ich übernachte auch gerne und oft im Freien. Wir haben viele Gemeinsamkeiten und hatten eine grandiose Zeit.

Haben Sie bei einem Ihrer Abenteuer auch schon dem Tod ins Auge geschaut?
FM: Ja, und diese Situation habe ich auch immer noch vor mir, wenn ich in mein Regal schaue. Dort befindet sich ein Teil eines Kletterseils, bei dem sowohl der Mantel komplett gerissen ist als auch Teile der inneren Fasern. Ich habe mich vor einigen Jahren nachts im Winter von einer Brücke abgeseilt und wollte unter der Brücke in einen Wartungsschacht. Eine urbane Erkundungstour also. Ich hatte den Seilschoner aber etwas zu weit unten angebracht, so dass das Seil an einer scharfen Kante lag. Beim Hin- und Herpendeln schubberte oben das Seil durch was ich aber anfangs nicht mitbekommen habe. Unter mir lag ein Fluss, der vielleicht fünf Grad warm besser gesagt kalt war. Irgendwann höre ich von oben meinen Kumpel rufen: „Du, mit Deinem Seil ist etwas nicht in Ordnung.“ Ich schaue nach oben und sehe das aufgedröselte Seil, an dem im wahrsten Sinne des Wortes mein Leben hin. Ich habe innerhalb von Sekunden einen Adrenalin-Schock bekommen. Mein Kopf und mein Körper haben instinktiv sofort gehandelt und ich habe meinem Kumpel rasch die richtigen Anweisungen gegeben. Wenn ich ins Wasser gestürzt wäre, hätte ich das glaube ich nicht überlebt wegen der schweren Ausrüstung. Das war ein sehr bewegender Moment.

Brauchen Sie den Nervenkitzel? Den ständigen Kick?
FM: Ich brauche ihn nicht zwingend, aber manchmal kommt er automatisch. Es ist nicht so, dass ich mir unbedingt immer ein gefährliches Abenteuer aussuche. Darum geht es mir nicht. Manchmal gerät man in so eine Situation hinein, ohne es zu provozieren. Ein gewisses Restrisiko gibt es immer.

Was haben Sie von Wigald Boning gelernt? Und umgekehrt?
FM: Was mich auf jeden Fall sehr beeindruckt hat, ist zu sehen, dass jemand so völlig normal sein kann, und das obwohl er schon so lange im Rampenlicht steht. Es hat mich schon etwas erstaunt, dass er mit dem Klapprad angefahren kam und nicht mit der Limousine. Er ist total bodenständig, normal und überhaupt nicht abgehoben.

Haben Sie mehr männliche oder weibliche Fans?
FM: Es sind bei weitem mehr Männer: nämlich 93 Prozent. Nur sieben Prozent Frauen. Bei den verlassenen Orten ist die Frauenquote etwas höher. Aber wenn es um Lagerfeuer geht oder ums Schlafen draußen unter einer Plane, interessiert das nun mal mehr die Männer.

Kürzlich wurden Sie in einem Magazin als „Frauenschwarm“ tituliert. Sehen Sie sich als solcher?
FM (lacht): So sehe ich mich überhaupt nicht. Ich fand es eher witzig als  ich es gelesen habe. Ich muss aber gestehen, dass ich Frauen, die viel Outdoor unterwegs sind und klettern, toll finde. Es muss ja kein Extremsport sein.

Müsste Ihre Traumfrau Ihre Abenteuerlust teilen?
Ich bin nicht vergeben. Es ist eine interessante Frage. Fakt ist, dass ich derzeit aufgrund der viele Drehs gar nicht die Zeit und den Nerv für eine Beziehung habe. Meine Traumfrau müsste aber glaube ich eher mir in den Hintern treten und sagen: „Nimm den Rucksack und los geht’s“. Sie müsste die Leidenschaft und Abenteuer teilen, sonst würden wir uns viel zu selten sehen.

Bilder: PR/HISTORY/Getty/Bilan , bei den zwei Motiven aus Tschernobyl PR/HISTORY/Getty/Koerner.

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