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Stipe Ergec

Interview

Interview mit Stipe Ergec

Seine Hauptrolle als Priester in der neuen TV-Serie „Culpa“

Bislang schien Stipe Ergec eher auf die zerrissenen Typen abonniert gewesen zu sein. Der deutsch-kroatische Schauspieler, der im Alter von vier Jahren mit seinen Eltern nach Deutschland kam, überzeugte in Filmen wie „Die fetten Jahre sind vorbei“, wo er an der Seite von Daniel Brühl einen Großstadtrevolutionär spielte, in „Yugotrip“ als bosnischer Kriegsflüchtling oder in der Bestseller-Verfilmung „Der Baader-Meinhof-Komplex“ als RAF-Terrorist Holger Meins. Für sein neuestes Projekt schlüpft der 1,87 Meter-Mann jetzt ins Priestergewand!

In der neuen 13th Street-Serie (hier) „Culpa – Niemand ist ohne Schuld“ übernimmt er die Hauptrolle: Die des Geistlichen, dem vier Verbrecher (gespielt von Ludwig Trepte, Maxim Mehmet, Dirk Martens, Barbara Philipp) in jeder Episode ein geplantes Verbrechen im Beichtstuhl anvertrauen. Das Beichtgeheimnis zwingt ihn jedoch, die geplanten Straftaten für sich zu behalten… Ausgestrahlt werden die vier halbstündigen Episoden des neuen Crime-Formats im Sommer. Wir haben Stipe Ergec aber schon vorab in der Berliner Zionskirche zum Interview getroffen. In der Kirchenbank hat der Wahlberliner und zweifache Vater mit uns über sein neuestes Projekt, seinen Glauben und seinen persönlichen Bezug zum Beichten gesprochen.

Wir erleben Sie, Stipe Ergec in „Culpa“ als Priester. Was genau erwartet die Zuschauer?

SE: Das zentrale Thema der Serie ist das Beichten. Im Mittelpunkt stehen auf sehr artifizielle und sparsame Art und Weise erzählte Kurzgeschichten rund um dieses Thema. Das Format ist so angelegt, dass noch nicht begangene Sünden gebeichtet werden.

Wie fühlen Sie sich im Priestergewand?

SE: Gut. Ich fühle mich sogar sehr wohl. Es ist ein schönes Kostüm. Es ist nicht das erste Mal, dass ich einen Priester spiele und ich habe auch schon öfter in Kirchen gedreht.

Sie spielen dieses Mal, wie vorab zu lesen war, einen „unkonventionellen“ Priester. Inwiefern unkonventionell?

SE: Ich würde nicht sagen, dass meine Figur unkonventionell ist. Ich glaube, ich bin in dieser Rolle sogar sehr konventionell, denn ich vertrete eine durchaus sehr konservative Auffassung. Unkonventionell sind vielleicht die Geschichten, die erzählt werden, weil sie komprimiert sind und über den Crime Plot hinausgehen. Unkonventionell mag auch sein, dass ich ein rauchender Priester bin und mich ungesund ernähre. Hier stellt sich aber natürlich auch die Frage: Was stellen sich die Menschen heutzutage unter einem konventionellen Priester vor?

Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?

SE: Es gab keine großen Vorbereitungen. Ich habe diese Rolle einfach angenommen. Ich kenne sehr viele Priester. Und ich war in meinem Leben auch schon in sehr vielen Kirchen. Ich bin katholisch erzogen worden. Ich bin als Kind wöchentlich in die Kirche gegangen, jeden Sonntag. Und ich habe auch schon oft selbst gebeichtet. Meine erste Beichte habe ich nach der Erstkommunion abgelegt. Danach nicht mehr regelmäßig, obwohl man einmal im Moment zur Beichte gehen kann oder sollte. Das habe ich aber nie getan. Aber als ich geheiratet habe und selbst als ich Trauzeuge war – obwohl ich es da nicht gemusst hätte –  bin ich zur Beichte gegangen.

Wäre Priester ein Beruf für Sie gewesen?

SE: Nein. Als Kind war es nie mein Wunsch, Priester zu werden. Ich bin wie schon erwähnt katholisch und wollte immer schon eine Familie haben. Und bin froh, dass ich eine habe. Das Mönchsleben würde mir allerdings gefallen: ein sehr karges, zurückhaltendes und stilles Leben. Heute muss man nicht mehr in die Hölle gehen um zu meditieren. Und man muss auch nicht mehr in der Einsiedelei leben. Ich bin der Meinung, dass es Menschen gibt, die zum Mönchsleben berufen sind. Sie folgen einfach diesem Impuls. Aber ich glaube, man kann Mönch – vom Charakter her – heutzutage auch in der Stadt sein: Sich Gott zu öffnen und zu verstehen, dass es noch etwas anderes als ein kapitalistisches Leben gibt. Jegliche esoterische oder Öko-Bewegung bringt zum Ausdruck, dass wir mit dieser Welt nicht mehr einverstanden sind. Wir suchen kein Leben in der Einsamkeit, aber einen anderen und tieferen Sinn.

Sehen Sie, Stipe Ergec, einen Sinn in der Beichte?

SE: Ja, auf jeden Fall. die Leute geben heutzutage viel Geld für Psychologen aus. Ich bin der Meinung, dass man bei der Beichte tatsächlich das Gleiche herausholen kann. Vorausgesetzt man hat einen guten Beichtvater, dem man vertraut. Obwohl ich auch schon an Orten gebeichtet habe wo ich den Priester nicht kannte. Das war ebenfalls sehr angenehm. Denn wenn man jemanden schon lange kennt, dann hat man ihm gegenüber eine andere Haltung. Man hat das Gefühl, dass der andere einen genau durchschaut.

Wie wichtig ist Ihnen der Glaube?

SE: Der Glaube definiert das, was du als Mensch denkst und was du bist. Wir setzen glauben oft gleich mit einer Religion, aber das ist nicht der Fall. Jeder Mensch glaubt, die Frage ist nur, woran er glaubt. Mit den Jahren bekommt der Glaube auch eine andere Substanz. Was ist überhaupt Glaube? Was bedeutet das? Wir nehmen diesen Begriff oft viel zu schnell in den Mund. Für mich bedeutet Glaube das: Anzunehmen was man empfangen hat und danach zu leben. Das Ende kennt keiner von uns. Aber ich muss mich für etwas im Leben entscheiden. Der Glaube hat eine viel größere Bedeutung als man im ersten Moment sieht.

Sie sind ein erfolgreicher Schauspieler. Ist das in Ihren Augen Schicksal oder Vorbestimmung – oder aber einfach das Resultat harter Arbeit?

SE: Beides. Es ist Arbeit, Vertrauen und Fügung zugleich. Der Mensch muss verstehen, dass sein ganzes Leben bestimmt ist. Und das, obwohl er selbst gehandelt hat und handeln muss. Wir sehen immer nur einen kleinen Ausschnitt des Lebens. Aber wenn wir es als Gesamtes sehen, dann wird deutlich, wie sehr unser aller Leben Fügung ist. Das anzunehmen fällt uns oft schwer. Wir leisten alle viel zu viel Widerstand. Dieser Widerstand verleitet uns oft dazu, gegen etwas zu handeln was für uns bestimmt ist.

Welche Werte sind Ihnen bei der Erziehung Ihrer Kinder wichtig?

SE: Liebe, auch wenn das jetzt so einfach klingen mag. Ein offenes Herz und einen klaren Kopf zu haben und wach zu sein. Wir alle werden in dieser Welt heute mit so vielen Dingen regelrecht bombardiert, sowohl wir Erwachsenen als auch die Kinder. Das ist einfach too much. Die Götter heute sind falsche Götter. Die Propheten heute sind die Smartphones, die Videogames, all diese Dinge… Das sind falsche Propheten. Wir Erwachsenen sehen vielleicht noch die alte Welt dahinter und können differenzieren. Aber die Kinder können das nicht. Sie glauben an das was sie sehen und bekommen: „Ich habe doch hier den Pokémon Gott auf meinem iPhone“. Davor muss man Kinder schützen.

Heißt dass, dass Ihre Kinder keine Smartphones benutzen dürfen?

SE: Verbote bringen nichts. Wichtig ist es, dass man Zeit mit seinen Kindern verbringt. Wir Erwachsene sind oft so sehr mit unserer eigenen Dynamik beschäftigt, so dass wir diese Zeit nur vortäuschen. Aber es lohnt, sich diese Zeit zu nehmen. Die Kinder wachsen heute sehr wach und sehr aufmerksam auf. Aber es ist wichtig, dem Wachen immer wieder auch einen Platz der Ruhe zu geben.

Haben Sie denn genug Zeit für Ihre Kinder?

SE: Ich glaube, in keinem Beruf hat man so viel Zeit wie als Schauspieler. Es gibt Zeiten, in denen ich nicht drehe. In bin dann zu Hause und für meine Familie da.

Letzte Frage: Sie müssen jetzt keinen Seitensprung ausplaudern, aber welche kleine Sünde könnten Sie Ihrer Frau beichten?

SE: Ehrlich gesagt gibt es wahrscheinlich viele kleine Sünden. Aber ich bin tatsächlich noch nie auf die Seite gesprungen (lacht).

Foto: N.Klier für 13th Street

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