Social-Media

Interview

Interview mit Christian Krömer und Großmutter

Nur die Oma zählt – die Stars bei TikTok und Instagram!

Christian Krömer

©Photo by Gisela Schober/PR

Eine 92-jährige Großmutter und ihr 26-jähriger Enkel Christian Krömer erobern derzeit nicht nur die sozialen Medien, sondern auch München, ja sogar ganz Deutschland! Die Rede ist von Oma Lisbeth, genannt „Lissy“, und ihrem Enkel Christian Krömer, kurz „Chris“ genannt. Riesige Plakate von Oma und Enkel schmücken neuerdings die Münchner City, vom U-Bahnhof bis zur Häuserfassade. Die beiden sind derzeit DIE Stars auf dem Videoportal TikTok, das bei den Prominenten derzeit im Trend liegt, und auch die Gesichter der neuen deutschlandweiten Kampagne. Auch bei den sozialen Medien hat das Duo auf ihrem Account „lisbeth_lissi“ (hier) eine riesige Fangemeinde: Es kann bei Instagram mittlerweile 101.000 Follower verzeichnen, bei TikTok sind es sogar 400.000 Abonnenten.

Plakate der beiden Werbestars schmücken die bayerische Hauptstadt

Die Heimat der beiden ist Nürnberg, aber nun unternahm Chris mit der gesamten Familie einen Ausflug nach München, um Oma Lisbeth die brandneue Werbekampagne in der Landwehrstraße persönlich zu zeigen. Und die Überraschung und Freude bei Oma Lissi war natürlich riesig, als sie sich selbst an der Häuserfront auf dem Plakat in XL-Größe entdeckte. Im Interview erzählt Chris, der im Oktober auch in der neuen Staffel der RTL-Show „Ninja Warriors Germany“ zu sehen ist, wie es dazu kam, dass er und seine Oma zu Social Media Stars wurden, spricht über das enge Verhältnis der beiden, über Familienbande in Zeiten von Corona und seine Zukunftspläne. 

Chris, hat Ihre Oma darauf reagiert, als Sie sich erstmals auf den Plakaten gesehen hat?

Christian Krömer: „Für meine Oma war das natürlich ein absoluter Flash-Moment. Ich habe sie zum Gehsteig geführt und in den Arm genommen. Dann habe ich sie gefragt: „Oma, hast du schon mal nach oben geschaut?“ Sie schaute nach oben und war begeistert und erstaunt. Sie konnte es gar nicht glauben, dass sie jetzt so groß an der Fassade zu sehen ist. Ich hatte ihr zwar schon vorab ein Foto der Plakate am Handy gezeigt, aber man kann es sich nicht wirklich vorstellen, wenn man es nicht live gesehen hat. Es sieht in Echt noch viel größer aus. Das Plakat ist sicherlich 18 Meter breit und zwölf Meter hoch. Es war ein sehr schöner Moment.“ 

Haben Sie keine Angst, dass Ihre Oma Ihnen bald die Show stiehlt?

Christian Krömer: (lacht) Davor habe ich keine Angst (lacht). Ich bin happy darüber, dass wir gemeinsam so einen großen Erfolg haben. Ich habe den Account damals gestartet, da mir bewusst war, dass meine Oma einen unglaublichen Humor hat. Ich glaube aber, die Kombi macht es – meine Fragen und die Antworten der Oma. Wie reagiert meine Oma auf diese außergewöhnlichen Situationen? Ich bin einfach dankbar, dass ich so etwas mit ihr erleben kann. Es geht nicht darum, wer von uns beiden witziger ist. Sondern darum, gemeinsam Zeit zu verbringen.“

Wie kam es überhaupt dazu, dass Sie und Oma Lissi Werbestars wurden?

Christian Krömer: „TikTok hat eine deutschlandweite Kampagne für ihre Creator, die das Portal eben ausmachen, gestartet. Sie haben unsere Videos entdeckt und gesagt, dass sie uns für ihre Kampagne haben möchten, da sie unseren Content besonders fanden. TikTok steht für Freude, für das Echte und Kreativität. Und dafür steht auch unser Account.“ 

Wer Sie beide noch nicht kennt – wie ist das Ganze entstanden?

Christian Krömer: „Es hat mit Instagram angefangen, vor tatsächlich schon fast drei Jahren. Aber die enge Verbindung zu meiner Oma existiert schon viel länger. Als ich 14 Jahre alt war ist mein Großvater gestorben. Auf der Trauerfeier hat der Pfarrer aus dem Leben meines Opas erzählt. Ich bin damals schon regelmäßig zu meinen Großeltern gegangen. Aber ich habe nie die Frage gestellt: „Hey Opa, wie war es früher?“ Mir wurde erst bei der Trauerfeier richtig bewusst, was er für ein beeindruckendes Leben er hatte. Schade nur, dass ich das von ihm nie direkt erfahren habe. Ich habe mir damals zwar keine Vorwürfe gemacht, denn mit 14 Jahren hinterfragt man noch nicht alles. Ein paar Jahre später ist dann meine Großmutter mütterlicherseits verstorben. Da wurde es mir richtig bewusst, dass sie Zeit mit den Großeltern wahnsinnig kostbar ist. Das war ein Auslöser. Ich habe gemerkt, dass es meiner mittlerweile einzigen Oma, die nun ohne Mann und alleine lebt, guttut, gemeinsam mit mir Zeit zu verbringen. Es gib bei ihr auch immer etwas Feines zu essen (lacht). Kuchen und Braten sind ihre Spezialität. Eigentlich die komplette fränkische Küche. Es fängt tatsächlich schon beim Butterbrot an, das bei meiner Oma am besten schmeckt.“

Sie haben auch schon gemeinsam ein Kochbuch auf den Markt gebracht

Christian Krömer: „Ja. Das war ebenfalls ein Herzensprojekt. Ich poste in den Stories viel Essen, eben unseren Alltag. Viele Follower wollten irgendwann die Rezepte geschickt bekommen. Irgendwann wurden es aber so viele Anfragen, dass daraus die Idee entstanden ist, ein Kochbuch zu schreiben. Ich saß letztes Jahr drei Monate an diesem Buch und habe die Gerichte auch selbst fotografiert. Es ist ein sehr schönes Buch geworden. Und es ist sehr emotional, da es auch unsere Story beinhaltet. Hier steht ebenfalls die gemeinsame Zeit im Vordergrund. Ich bin dankbar dafür, dass ich verstanden habe, dass die Zeit mit meiner Oma kostbar ist. Denn diese Zeit kann mir keiner mehr nehmen.“ 

Wie eng ist der Kontakt. Wie oft sehen Sie sich?

Christian Krömer: „Tatsächlich jeden Tag. Sie wohnt nur vier, fünf Minuten von mir entfernt. Ich bin gelernter Handelsfachwirt. Schon während meiner Ausbildung, wenn ich abends vom Geschäft heimgekommen bin, habe ich gemerkt, dass es mir mehr gibt, mich bei Oma auf dem Sofa auszuruhen als alleine zu Hause zu sitzen. Wir können so ein bisschen quatschen. Sie hat Spaß, ich habe Spaß. Derzeit verbringe ich zwischen zwei und drei Stunden am Tag mit ihr. Wir essen gemeinsam, gehen einkaufen oder machen etwas im Haushalt. Oder wir drehen eben Videos. Wir haben aber nicht die ganze Zeit das Handy in der Hand, auch wenn viele das vielleicht glauben. Ein Video dauert ja nur ca. 15 Sekunden.“  

Was machen Sie wenn Sie nicht mit Oma Videos drehen? Was ist Ihr „richtiger“ Beruf?  

Christian Krömer: „Nach dem Abi habe ich meinen Fachwirt in einem Modegeschäft gemacht. Ich habe dann drei Jahre lang studiert, Business Administration. Die Prüfungen sind nun abgeschlossen. Jetzt fehlt nur noch die Bachelor Arbeit. Ich habe zudem eine eigene Kaffeemarke, die ich mit einer kleinen Rösterei entwickelt habe, ein Spezialitätenkaffee aus Kolumbien.“ 

Wer hat die Idee zu den Videos? Bringt sich Ihre Oma ebenfalls mit ein?

Christian Krömer: „Nein. Meine Oma hat nicht wirklich einen Bezug zum Internet. Sie ist nun einmal 92 Jahre alt. Genau genommen, weiß sie gar nicht genau, was das Internet wirklich ist. Ich versuche aber immer, ihr alles näher zu bringen. Aber im Prinzip ist ihre Einstellung: „Mir doch wurscht“ (lacht). Die Hauptsache für sie ist, dass es uns allen gut geht und alle gesund sind. Das sind die alten Werte, die ich von ihr auch übernommen habe: Wie geht man miteinander um? Wie achtet man aufeinander? Wie nutzt man die Zeit zusammen? Sie hat ab und zu ein Handy in der Hand, aber sie weiß nicht wirklich es zu bedienen. Wenn meine Eltern im Urlaub sind und mir Fotos schicken, dann zeige ich ihr diese. Und sie fragt dann: Warum haben sie die Fotos nicht an mich geschickt? Ich antworte dann: „Oma, wohin denn?“ Sie hat zwar ein Handy, aber eines mit Riesentasten und orangefarbenen Bildschirm. Es ist kein Smartphone. Ich erkläre ihr dann, dass man auf so ein Handy keine Bilder schicken kann. Wir sind wirklich ein gutes Team. Sie hat aber auch ihren eigenen Kopf. Ich werde oft gefragt: „Ist das nicht zu viel für die Oma?“ Aber ich finde, man muss die Menschen manchmal aus ihrer Komfortzone herausholen. Bei uns in der Familie gibt es die Einstellung: Wer rastet, der rostet. Es ist wichtig, auch den älteren Menschen eine Aufgabe zu geben. Aber wir achten natürlich darauf, dass es für sie nicht zu viel wird und verhältnismäßig ist.“ 

Gerade in Zeiten von Corona ist der Kontakt zwischen Großeltern und Enkel nicht einfach. Wie haben Sie das gelöst?

Christian Krömer: „Ich hatte bereits im März Corona. Ich kam vom Skifahren aus Österreich zurück und der Ort dort wurde am Tag meiner Heimreise zum Risikogebiet erklärt. Deshalb bin ich zu Hause angekommen sofort in Quarantäne. Ich habe meine Familie nicht mehr besucht. Zwei Tage später ist die Krankheit dann bei mir ausgebrochen und ich hatte ziemlich hohes Fieber. Insgesamt habe ich meine Oma sechs oder sieben Wochen sicherheitshalber nicht gesehen. Das war durchaus eine schwierige Zeit. Aber zum Glück gibt es Facetime und ähnliche Dinge. Danach konnten wir die Zeit dann wieder zusammen nutzen. Und das ist auch wichtig. Wir passen alle sehr auf die Oma, auch bei Ausflügen. Man muss vorsichtig sein, aber Oma darf trotzdem auch noch etwas erleben. Sie hat ja auch ihren eigenen Willen.“ 

Warum ist der Kontakt zwischen den Generationen gerade in diesen Zeiten so so wichtig? Und wie kann man ihn auch in Zeiten von Corona aufrechterhalten?

Christian Krömer: „Auf jeden Fall per Telefon. Mein Tipp an die Leute: Ruft an und nehmt euch die Zeit, es reichen fünf bis zehn Minuten am Tag. Diese Zeit hat jeder. Egal ob Oma oder Opa, ob Tante oder Onkel. Oder mal wieder einen Brief schreiben. Ich hatte zum Geburtstag meiner Oma im Juli eine Aktion bei TikTok gestartet, um ihr das Internetthema näher zu bringen. Wenn ich ihr sage, dass wir 400.000 Follower bei TikTok haben, dann konnte sie damit nicht wirklich etwas anfangen. Deshalb habe ich zu einer Briefaktion aufgerufen und wir haben tatsächlich über 450 Briefe bekommen. Das war etwas Besonderes. Man kann den Älteren auch mit solchen Kleinigkeiten eine Freude machen. Vor allem wenn Besuche ein Risiko darstellen.“

Mit Social Media kann man bei entsprechender Followerzahl auch viel Geld verdienen. Wie sieht das bei Ihnen aus? Und wird 50/50 geteilt?

Christian Krömer: „Wir setzen vereinzelt Kooperationen um, wenn sie zu uns unserem Content passen. Da stecke ich meine Energie lieber in meine eigenen Produkte wie meinen Kaffee. Meine Oma ist was das angeht easy. Sie sagt vielmehr: „Gib Deiner Schwester auch etwas ab, denn sie hat auch beim Video mitgemacht“. Meine Schwester filmt uns gelegentlich. Bei Oma geht es also mehr um Gerechtigkeit als ums Geld. Sie sagt oft zu mir: „Spar‘ dein Geld und gib es nicht für Unsinn aus.“ Ich kaufe ihr oft Blumen, denn daran hat sie Freude. Wenn ich manchmal Eis für uns hole, dann gibt sie mir drei Euro mit. Es kostet aber sieben oder acht Euro. Sie hat da noch die alten Preise im Kopf (lacht). Dann fragt sie mich: „Hat das Geld gereicht?“ Und ich antworte: „Klar“. Es geht nicht ums Geld, sondern darum, das Leben zu genießen.

Viele junge Leute träumen von einer Karriere bei TikTok oder Instagram. Verraten Sie Ihr Erfolgsgeheimnis?

Christian Krömer: „Einfach probieren. Mut und Spaß haben. Und einfach machen. Und nicht zu viel darüber nachdenken, was die Leute nur über einen denken könnten. Und keine Angst haben, sich zu blamieren. Wenn ein Video nicht gut ist, dann sieht es ohnehin kaum einer. Wenn es gut ist, dann funktioniert es. Du musst du selbst sein und darfst dich nicht verstellen. Man muss Spaß daran haben. Das merkt man bei TikTok noch viel mehr als bei Instagram. Das ist auch generell meine Lebenseinstellung: Machen was einem Spaß macht.“ 

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Christian Krömer: „Gute Frage. Ich lebe im Jetzt. Aber natürlich macht man sich über seine nächsten Schritte Gedanken. Vor einem Jahr hätte ich niemals gedacht, einmal meinen eigenen   Kaffee zu verkaufen. Es geht so schnell. Ich weiß, dass ich Erfolg habe, wenn mich etwas begeistert. Ob das nun TikTok ist oder ein anderes Unternehmen, das kann ich noch nicht sagen. Ich möchte glücklich sein, das ist mir wichtiger als Erfolg. Denn dann wird es auch gut laufen.“

Gibt es eine Frau in Ihrem Leben? Würde Oma Lissi das überhaupt zulassen?

Christian Krömer: „Sie reagiert gut auf Frauen. Manchmal wenn wir ein Video drehen, sagt sie zu mir: „Such dir a‘ Freundin, dann kannst du das mit ihr machen.“ Wenn ich mit der Richtigen käme, dann würde sie das durchaus befürworten. Aber aktuell ist keine Frau vorhanden.“ 

Am 2. Oktober können Ihre Fans Sie auch in der TV-Show „Ninja Warrior“ auf RTL bewundern. Wie kamen Sie ins Fernsehen?

Christian Krömer: „Ich habe letztes Jahr mit Oma die Fernsehzeitung gelesen. Ich habe gefragt, ob sie die Sendung kennt. Sie nickte und sagte: „Ja, da müssen die Leute turnen, das ist aber recht schwer.“ Ich fragte sie, ob ich mitmachen soll, sie meinte aber, das wäre viel zu schwer. Da war der Ehrgeiz dann da und ich habe mich beworben. Es war eine wahnsinnige Erfahrung. Und meine Oma freut sich, mich bald auch im Fernsehen zu sehen.“  

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